Die Stadt Zürich ächzt diese Tage unter der Hitze. Beton, Asphalt und Blech führen zu deutlich höheren Temperaturen als im Umland. Entsprechend höher ist die hitzebedingte Belastung der Stadtbevölkerung. Dank den Stadtklima-Beschlüssen, über die am 22. September abgestimmt wird, soll die Bevölkerung besser vor künftigen Hitzewellen geschützt werden.
«Die Stadtklima-Beschlüsse bringen der Stadt Zürich 2‘000 zusätzliche Strassenbäume und entsiegeln innerhalb von zehn Jahren 145‘000 m2 asphaltierte Flächen» freut sich Silas Hobi, Geschäftsleiter von umverkehR. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag, um die Stadtbevölkerung vor künftigen Hitzewellen zu schützen. Hitzewellen, die bisher nur ungefähr alle zehn Jahre auftraten, werden gemäss Meteo Schweiz die Regel. Das hat Folgen: denn die Sommerhitze ist für die Bevölkerung eine gesundheitliche Belastung. Das Sterberisiko steigt markant an. Gemäss Bundesamt für Gesundheit verstarben während Hitzesommern in den Jahren 2003 bis 2019 im Zeitraum von Juni bis August zwischen 521 und 975 Personen mehr als im gleichen Zeitraum in anderen Jahren.
Hitzeinsel Zürich
Die Stadt Zürich ist davon besonders betroffen. Durch die dichte Bebauung erhitzt sich die Stadt überdurchschnittlich, was zu einer sogenannten «Hitzeinsel» führt. Messungen in der mit Bäumen gesäumten Rotach- sowie der komplett versigelten Zentralstrasse zeigen, dass die Oberflächentemperaturen ohne schattenspendende Bäume bis zu 50 Grad Celsius höher sind (siehe Abbildung). «Während der Asphalt und die Karosserie eines Autos in der Rotachstrasse 38 resp. 34 Grad Celsius betragen, liegen sie in der Zentralstrasse mit 58 und 85 Grad Celsius deutlich darüber.», zeigt Hobi.
Bildlegende: Messung der Oberflächentemperatur in der Zentral- und der Rotachstrasse an einem heissen Sommertag in Zürich Wiedikon.
Bildquelle: umverkehR
Bäume schützen wirkungsvoll
Damit die Stadt Zürich auch in Zukunft noch bewohnbar bleibt, sind Klimaanpassungen im öffentlichen Raum essenziell. «Neben der Entsiegelung von Asphalt tragen insbesondere Bäume durch den Schattenwurf und die Verdunstung zu einer lokalen Kühlung bei.», erklärt Hobi. Genau hier setzen die Stadtklima-Beschlüsse an.
Klimafreundlichen Verkehr stärken
Um Platz für Grünflächen mit Bäumen zu schaffen, muss der klimafreundliche und platzsparende Verkehr gestärkt werden. Mit den Stadtklima-Beschlüssen sollen entsprechend innerhalb von zehn Jahren 462‘000 m2 Fläche für den Fuss- und Veloverkehr sowie den ÖV bereitgestellt werden. Das ist ein wichtiger Beitrag für die Verkehrssicherheit und den Klimaschutz. Die Stadtklima-Beschlüsse gehen somit sowohl die Ursachen als auch die Folgen künftiger Hitzewellen an. Und das ist gut so: denn eine publizierte Studie der Universität Bern kommt zum Schluss, dass «rund 60 Prozent der über 600 Hitzetoten im Sommer 2022 in der Schweiz auf die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung zurückgeführt werden können.»
Stadtklima-Beschlüsse
Die beiden von Stadtrat und Gemeinderat unterstützten Stadtklima-Beschlüsse begrünen Zürich und sorgen dafür, dass wir sicher und klimafreundlich zu Fuss, mit dem Velo und im öffentlichen Verkehr unterwegs sein können. Am 22. September kommt es zur Abstimmung.
Der Beschluss für ein gesundes Stadtklima leistet einen wesentlichen Beitrag zur Anpassung von Zürich an den Klimawandel. Er bringt mehr Bäume in die Stadt und schützt damit die Bevölkerung vor Hitzetagen und Tropennächten.
Der Beschluss für eine zukunftsfähige Mobilität fördert die klimafreundlichen Verkehrsmittel und setzt damit den eingeschlagenen Weg fort. Er bringt mehr Platz und damit Sicherheit für Menschen zu Fuss und auf dem Velo und sorgt für einen pünktlicheren Bus- und Tramverkehr.
Die Stadtklima-Beschlüsse sind die Gegenvorschläge der Stadtklima-Initiativen, welche der Verein umverkehR gemeinsam mit vielen Partnerorganisationen in mittlerweile 11 Schweizer Städten lanciert hat. In Zürich wurden die Initiativen zugunsten der breit abgestützten Stadtklima-Beschlüsse zurückgezogen.