Vor mehr als 30 Jahren ist umverkehR losgezogen, um die Gesellschaft grundlegend umzukrempeln. Angesichts des Klimanotstands sind die Fragen aus der Gründungszeit von umverkehR aktueller denn je. Wie muss sich unsere Gesellschaft verändern, damit wir die Herausforderungen unserer Zeit bewältigen können?
Wer die bewaffneten Konflikte der letzten Jahrzehnte analysiert, erkennt schnell ein Muster. Häufig ging es um fossile Energieträger. In anderen Fällen hat Ressourcenknappheit zum Griff zu den Waffen geführt. So ging dem arabischen Frühling, der bis heute anhaltende Bürgerkriege in Syrien, Libyen und dem Jemen zur Folge hat, Dürren und Überschwemmungen voraus, die zu einem Ausfall der Weizenernte führten. Dadurch stiegen die Lebensmittelpreise in den vom Import abhängigen Ländern in Nordafrika und dem Nahen Osten.
Über eine Milliarde Klimaflüchtlinge?
Die Klimakrise wird solche Knappheiten verschärfen. Abhängig vom weiteren Anstieg der globalen Temperatur drohen eine Milliarde oder mehr Menschen ihre Lebensgrundlage zu verlieren und zur Migration gezwungen zu werden. Diese Migrationsströme werden bestehende Spannungen verschärfen. Insbesondere in den angrenzenden Regionen und Ländern, in denen die meisten Geflüchteten aufgenommen werden, aber auch in Europa. Die allgemeine Panik im «Flüchtlingssommer» verhalf rechtspopulistischen Parteien zu einem massiven Aufschwung – eine grosse Bedrohung für unsere Demokratie. Unterdessen gehören illegale Pushbacks an den europäischen Aussengrenzen zum Alltag, und wir verschliessen die Augen vor dieser menschenrechtswidrigen Praxis.
Abhängigkeit von Autokraten
Unsere Gier nach Öl, Gas, Kohle und Uran sowie unsere Unfähigkeit im Umgang mit geflüchteten Menschen machen uns abhängig von Despoten und Autokraten. Die Demokratie ist weltweit in der Krise.
Konsumgesellschaft oder wahre Freiheit?
Angesichts dieser Entwicklungen frage ich mich, warum wir so krampfhaft an der vermeintlichen «freien Fahrt für freie Bürger» und der angeblich grenzenlosen Freiheit über den Wolken festhalten. Ist es doch gerade dieser Lebensentwurf des Einfamilienhauses mit Auto und Zweitwagen sowie dem regelmässigen Flug in die Ferien, der uns in die Abhängigkeit von Autokraten treibt. Die wahre Freiheit in Form von Mitbestimmung, Gerechtigkeit oder Zugang zu Bildung und Gesundheit wird durch die Konsumgesellschaft bedroht.
Change by Design!
Wir können nicht vermeiden, dass die nächsten Jahrzehnte tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen werden. Die Frage ist nur, ob wir sie gemeinsam gestalten oder ob sie als Desaster über uns hereinbrechen. Der Klimanotstand bedarf rigoroser Massnahmen, ähnlich wie beispielsweise die britische Kriegswirtschaft im Zweiten Weltkrieg. Dieser Vorschlag, den Ulrike Herrmann in ihrem Buch «Das Ende des Kapitalismus » macht, mutet angesichts der bedrohlichen Weltlage geradezu vernünftig an. Um die wahre, hart erkämpfte Freiheit zu erhalten und weiterzuentwickeln, müssen wir uns von materiellen Gütern wie dem Auto oder dem Flug in die Ferien befreien. Energie- und Klimakrise können nur bewältigt werden, wenn wir unsere Gesellschaft grundlegend umkrempeln, wie dies umverkehR bereits seit mehr als 30 Jahren fordert.